Nachlese – Virtuelle interaktive Experten-Patienten-Veranstaltung:
RDS-Patienten fragen – RDS-Experten antworten
PD Dr. med. Viola Andresen, Fachärztin für Innere Medizin und Ernährungsmedizin, Medizinicum Hamburg
Prof. Dr. med. Peter W. Gündling, Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Ernährungsmedizin, Praxis für Naturheilverfahren, Bad Camberg
Prof Dr. med. Ahmed Madisch, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, Chefarzt am Diakovere Friederikenstift, Hannover

Häufig gestellte Fragen von allgemeinem Interesse haben wir Ihnen nachfolgend noch einmal kompakt zusammengestellt:
Prof Dr. med. Ahmed Madisch
Wie läuft die SIBO-Analyse ab, was wird da gemacht?
Die gängigste Methode zur SIBO-Analyse (Small Intestinal Bacterial Overgrowth, Dünndarmfehlbesiedlung) beim Arzt ist der Wasserstoff-Methan-Atemtest (auch H₂-Atemtest genannt). Nach einer strengen Diät und Nüchternheit trinken Sie eine Zuckerlösung (Glukose oder Laktulose). Über 2–3 Stunden geben Sie regelmäßig Atemproben ab, um den Anstieg von Wasserstoff- und Methangas zu messen. Ein schneller Anstieg deutet auf eine bakterielle Fehbesiedelung im Dünndarm (SIBO) hin. Daraus kann der Arzt dann entsprechende Therapien ableiten. So werden klassische Antibiotika und pflanzliche Präparate mit antimikrobiellen (keimtötenden) Substanzen eingesetzt – auch die Gabe von Verdauungsenzymen kann hilfreich sein.
Was ist eine Mikrobiomanalyse und was halten Sie davon?
Eine Darm-Mikrobiomanalyse ist ein Test, bei dem eine Stuhlprobe untersucht wird, um herauszufinden, welche Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen in Ihrem Darm leben. Man könnte es als einen „Inventurbericht“ der Darmbewohner bezeichnen. Das große Aber: Diese Ergebnisse können noch nicht richtig interpretiert werden, denn es gibt derzeit keine Standard- oder Normwerte – jeder Test ist anders. es ist wie ein individueller Fingerabdruck. Hinzu kommt: Das Mikrobiom in der Darmwand messen wir gar nicht, sondern nur im Stuhl und die Analyse kann zu jeder Tageszeit anders sein. Kurzum: Ich rate derzeit von einer Mikrobiomanalyse ab, denn es lässt sich daraus konkret keine Behandlungsempfehlung ableiten. Wir wissen einfach nicht genau: Was ist ein gutes und was ist ein schlechtes Mikrobiom im Darm?
Wie lange sollte man eine Reizdarm-Therapie ausprobieren, um zu erkennen, ob sie wirkt?
Jede Therapie sollte man generell mindestens 4 bis 8 Wochentesten – wenn sie wirkt, d.h. hilft und Beschwerden spürbar lindert ohne störende Nebenwirkungen, dann können und sollten Sie damit weitermachen – wenn nicht, am besten aufhören und eine andere Therapie testen. Und das gilt gleichermaßen für Arzneimittel (z.B. mit Myrrhe oder Pfefferminze), Ernährung oder Entspannungsübungen. Denn es gibt keine Standardtherapie beim Reizdarm, die Behandlung ist immer individuell maßgeschneidert auf die Situation des einzelnen Patienten – dabei ist Ziel immer gleich: Maximale bestmögliche Linderung der Beschwerden durch den Einsatz mehrerer Therapiebausteine.
PD Dr. med. Viola Andresen:
Was halten Sie von CBD als Reizdarm (RDS)-Therapie?
CBD (Cannabidiol) wird oft unterstützend bei RDS genannt, aber die wissenschaftliche Studienlage am Menschen ist noch sehr dünn und es besteht erheblicher Forschungsbedarf. Positive Berichte stammen meist aus Tierstudien oder von persönlichen Erzählungen anderer Patienten. Wichtig ist: Hohe Dosen können bei empfindlichem Darm selbst Durchfall oder Magen-Darm-Beschwerden auslösen (das hat was mit den Rezeptoren, also den „Andockstellen“ im Darm zu tun). Wenn man CBD probieren möchte, dann gilt: Nicht auf eigene Faust einnehmen. Die Anwendung sollte stets ärztlich abgeklärt und begleitet werden.
Wo finde ich die richtigen Ernährungsberater, die sich mit RDS auskennen?
Sie finden qualifizierte Ernährungsberater für RDS am besten über die Suchportale der großen Fachverbände (z. B. DGE, VDOE, VDD). Achten Sie auf die Zusätze „Ernährungsberater/in DGE“ oder ähnliche Zertifikate. Nur diese Qualifikationen werden von den Krankenkassen für die notwendige Bezuschussung der Ernährungstherapie anerkannt. Diese Anerkennung/Zulassung durch die Krankenkasse ist wichtig für die Kompetenz und Qualität der Beratung, da der Begriff „Ernährungsberater“ nicht geschützt ist.
Was ist bei einer Ernährungstherapie wichtig?
Bei einer Ernährungstherapie ist das Ernährungstagebuch zentral, da es erstmals Bewusstsein für Zusammenhänge schafft. Es gilt das Prinzip: „Alles kann individuell positiv oder negativ sein, man muss es austesten“. Es ist essenziell, nicht vorschnell Lebensmittel zu meiden. Beispielsweise ist eine glutenfreie Diät per se nicht „darmgesund“; nur Zöliakie-Patienten müssen auf jeden Fall immer verzichten. Bei RDS muss die individuelle Verträglichkeit von Gluten oder anderen Komponenten immer getestet werden, bevor man dauerhaft darauf verzichtet.
Wie ist der Stuhltransfer bei RDS zu bewerten?
Der Stuhltransfer (FMT) bei RDS wird aktuell noch kontrovers bewertet. Die Datenlage ist gemischt: Einige Studien, teils mit „Super-Spendern“, zeigten eine Besserung der Symptome. Andere Untersuchungen konnten dies nicht bestätigen. Aufgrund der widersprüchlichen Ergebnisse und ungeklärter Sicherheitsfragen ist der FMT bei RDS derzeit nicht offiziell als Standardtherapie zugelassen und wird meist nur in Studien angewandt.
Prof. Dr. med. Peter W. Gündling:
Wer ist der erste Ansprechpartner, wenn ich vermute, ich habe RDS, wohin soll ich gehen? Und nach der Diagnose?
Ihr erster Ansprechpartner bei Verdacht auf Reizdarmsyndrom (RDS) ist der Hausarzt. Dieser leitet die Ausschlussdiagnostik ein – er untersucht also zuerst, ob Sie andere Krankheiten haben. Zur endgültigen Abklärung oder bei komplexen Fällen folgt oft die Überweisung zum Gastroenterologen. Steht die Diagnose fest, kann der Hausarzt und/oder ggf. ein spezialisierter Therapeut (z. B. darmspezialisierter Heilpraktiker/Psychotherapeut) die weitere Behandlung übernehmen.
Was ist das Besondere bei Verstopfung?
Personen mit chronischer Verstopfung benötigen eine konsequente langfristige Therapie, in deren Mittelpunkt Lebensstiländerungen mit ballaststoffreicher Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und regelmäßiger Bewegung steht. Auch Fastenkuren wie eine F.X.-Mayrkur können helfen, dass sich der träge, überlastete Darm wieder erholt und wieder besser funktioniert. Kurzfristige Abführmaßnahmen (Laxantien) sollten dagegen – wenn überhaupt – nur vorübergehend eingesetzt werden und sind keine Dauerlösung.
Welche Untersuchungen muss ich bei wem machen lassen, um RDS und EPI (exokrine Pankreasinsuffizienz) zu unterscheiden?
Um RDS von der exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) zu unterscheiden, wird beim Hausarzt oder Gastroenterologen die Konzentration der Elastase im Stuhl gemessen. Wichtig dabei ist, dass dieser Wert altersabhängig interpretiert werden muss und zudem tageszeitlichen Schwankungen unterliegen kann.
Was empfehlen Sie bei gestörter Darmbarriere/Leaky Gut?
Zur Stärkung der Darmbarriere im Rahmen von Beschwerden wie Durchfall, Blähungen und Krämpfen kann die Einnahme einer pflanzlichen Kombination aus Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle sehr hilfreich sein – auch zusammen mit der Aminosäure Glutamin. Auch die anschließende oder gleichzeitige Einnahme von Prä- und Probiotika kann helfen, die geschädigte Darmschleimhaut zu regenerieren. Je nach Dauer und Ausprägung der Beschwerden sollten diese Mittel – am besten nach Absprache mit dem Arzt oder Therapeuten – über mindestens 2 Wochen, besser über 2 bis 3 Monate, eingenommen werden: Dabei beobachtet man, wie sich die Darmgesundheit, konkret die Beschwerdelinderung, entwickelt.
Wenn Sie Interesse an dieser Arzt-Patienten-Veranstaltung haben, dann schicken Sie uns gerne eine E-Mail an die info@reizdarmselbsthilfe.de –und wir informieren Sie, sobald die kommende „Virtuelle interaktive Experten-Patienten-Veranstaltung: RDS-Patienten fragen – RDS-Experten antworten“ stattfindet.