Häufige Fragen zu IBS

Ärzte sprechen oft von „funktionellen Verdauungsbeschwerden“ – wie sind diese definiert?
Wann kann es sich um einen Reizmagen – oder darm handeln?

Wie unterscheidet sich der Reizdarm von der exokrinen Pankreasinsuffizienz?

Was bedeutet die Bezeichnung „Reizdarmsyndrom“ eigentlich?

Welche Erkrankungen verursachen IBS-Symptome?

Gibt es eine Richtlinie für die Diagnose von IBS?

Ist jeder mit häufigen Bauchbeschwerden ein IBS-Patient?

Wann kann es sich nicht um einen Reizmagen oder -darm handeln?

Was kennzeichnet das IBS?

Wie entsteht ein IBS?

Ist IBS gefährlich?

Haben IBS-Patienten ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken?

Kann man IBS durch die Ernährung beeinflussen?

Können Stress und seelische Belastungen IBS auslösen?

Was kann man gegen Stress tun?

Ärzte sprechen oft von „funktionellen Verdauungsbeschwerden“ – wie sind diese definiert?

Kurz gesagt bedeutet „funktionell“ das Fehlen jeglicher organischer Ursache. Das bedingt natürlich, dass zur Feststellung solcher Beschwerden, zu denen auch das Reizdarmsyndrom gehört, zunächst sorgfältig nach solchen möglichen Ursachen gesucht werden muss. Jede Arztpraxis kann eine solche gründliche Differentialdiagnostik durchführen.

Wann kann es sich nicht um einen Reizmagen oder -darm handeln?

Immer dann, wenn eine festgestellte organische gastrointestinale Erkrankung zugrunde liegt, die die Beschwerden auslöst. Eine solche Erkrankung ist beispielsweise die exokrine Pankreasinsuffizienz, auch EPI genannt, bei der die Bauchspeicheldrüse nicht ausreichend Verdauungsenzyme produzieren kann (siehe Frage unten).

Wie unterscheidet sich der Reizdarm von der exokrinen Pankreasinsuffizienz?

Bei beiden Erkrankungen treten immer wieder Blähungen, Oberbauchschmerzen und Durchfälle auf. Im Gegensatz zum Reizdarm jedoch bei der EPI immer etwa 30 Minuten nach fetthaltigem Essen, auch im Urlaub und in stressfreien Zeiten. Typisch für die EPI ist ein heller, klebriger, voluminöser und übel reichender Durchfall, der Fettstuhl. Das liegt daran, dass die Bauchspeicheldrüse keine oder nur ungenügend Verdauungsenzyme produzieren kann und das Fett teilweise unverdaut mit dem Kot ausgeschieden wird. Häufiger von der EPI betroffen sind Patienten mit Diabetes mellitus, Mukoviszidose, Zöliakie, chronischer Pankreatitis, Alkoholismus aber auch starkem Über­gewicht und starken Rauchern. Spätestens dann, wenn die angeordnete Reizdarmtherapie nicht den gewünschten Erfolg bringt, sollte beim Arzt oder Heilpraktiker ein aussagekräftiger Test auf das Markerenzym Pankreas-Elastase 1 und/oder Fett im Stuhl gemacht werden. Behandelt wird die EPI ganz spezifisch mit Verdauungsenzymen, die zu allen fetthaltigen Mahlzeiten eingenommen werden. Es gibt welche aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen oder vegetarische Rizoenzyme aus Reispilzen.  

Was bedeutet die Bezeichnung „Reizdarmsyndrom“ eigentlich?

Zunächst einmal ist diese Bezeichnung irreführend, genau wie die früher gebräuchliche, das „Colon irritabile“. Beide konzentrieren den Augenmerk auf den Dickdarm, was so nicht stimmt. Die funktionellen Verdauungsstörungen betreffen nämlich alle an der Nahrungsverwertung beteiligten Organe – das geht vom Ösophagus über Magen und Dünndarm bis zu Dickdarm und Anus. Insofern ist die amerikanische Bezeichnung „irritable bowel syndrome“, abgekürzt IBS, die einfach „störende Bauchbeschwerden“ bedeutet, wesentlich treffender.

Welche Erkrankungen verursachen IBS-Symptome?

Im einfachsten Fall sind es zu scharfe, zu fette oder zu saure Speisen, die aufgrund einer bisher nicht erkannten organischen Erkrankung Beschwerden auslösen. Nicht Organe, sondern Fehler im Stoffwechsel sind ebenfalls häufig die Ursache von Bauchkrämpfen. Solche Patienten mit Enzym-Mangel reagieren auf bestimmte Nährstoffe oder Medikamente mit Bauchbeschwerden. Weit verbreitet ist die Milch-Unverträglichkeit aufgrund der Unfähigkeit, Milchzucker zu verarbeiten. Auch andere Zuckerarten bereiten manchmal derartige Probleme.

Fast 15% der westlichen Bevölkerung haben eine so genannte „Laktose-Intoleranz“. Das ist eine Erkrankung, die durch eine Unverträglichkeit von Milchzucker gekennzeichnet ist. Dem Patient fehlt das Milchzucker-verdauende Enzym Laktase. Je nach Ausmaß des Defizits verträgt der Erkrankte unterschiedliche Mengen von Laktose. So kommt es z.B. nach Genuss von milchzuckerreichen Speisen zu ähnlichen Symptomen (Schmerzen, Blähungen, Durchfall) wie beim Reizdarm. Laktose ist nicht nur Bestandteil von einigen Nahrungsmittel, auch Arzneimittel können als Hilfsstoff Milchzucker enthalten.

Ein weites Feld sind auch die Allergien auf Nahrungsmittel, die sich in Bauchschmerzen äußern. Meist sind sie jedoch daran zu erkennen, dass zusätzlich noch andere Erscheinungen wie Hautschwellungen und Juckreiz auftreten.

Gibt es eine Richtlinie für die Diagnose von IBS?

Das sind die sogenannten „Rom II-Kriterien“ von 1999, die sowohl Einschluss- wie Ausschlussargumente vereinen.

Ausschlaggebend ist, dass der Bauchschmerz im Zentrum der Beschwerden steht – verbunden mit Durchfall oder Verstopfung oder manchmal auch beidem im Wechsel. Typisch ist außerdem die Besserung der Symptome gleich nach dem Stuhlgang.

Diese Fragen entlarven IBS:

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1.Haben Sie Krämpfe, krampfhafte Bauchschmerzen; Blähungen, Blähbauch, Völlegefühl oder Schleimabgang?X
2.Bemerkten Sie eine Veränderung der Stuhlhäufigkeit und/oder -konsistenz (Wechsel von Durchfall und Verstopfung) ?X
3.Bessern sich die Beschwerden nach dem Stuhlgang?X
4.Bestehen die Beschwerden schon seit mindestens drei Monaten?X
5.Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen den Beschwerden und Stress-Situationen bzw. seelischen Belastungen?X
6.Haben Sie andere Magen- und/oder Darmerkrankungen?X

Ist jeder mit häufigen Bauchbeschwerden ein IBS-Patient?

Nein, wichtig ist dabei, dass die Beschwerden schon länger anhalten. Man geht von einem Mindest-Zeitraum von drei Monaten aus. Außerdem müssen die Symptome in zeitlichem Zusammenhang mit Stress und Druck, Frustration, Ärger und Aufregung stehen.

Wann kann es sich nicht um einen Reizmagen oder -darm handeln?

Immer dann, wenn eine festgestellte organische gastrointestinale Erkrankung zugrunde liegt, die die Beschwerden auslöst.

Was kennzeichnet das IBS?

Besonders unangenehm sind die Schmerzen, die überall im Bauch auftreten können und die sich manchmal nach dem Abgang von Stuhl oder Darmgasen bessern. Viele Patienten klagen auch über Völlegefühl und Blähungen. Typisch sind Verdauungsstörungen wie chronische Verstopfung oder Durchfall. Manchmal wechseln sich Verstopfung und Durchfall auch in rascher Folge ab. Manche Reizdarm-Patienten haben nach dem Stuhlgang das Gefühl, dass der Darm noch nicht komplett entleert ist. Gelegentlich leiden Reizdarm-Betroffene unter Übelkeit. Nachts treten in der Regel keine Beschwerden auf. Es gibt eine Reihe von Symptomen, die sich nicht auf ein Reizdarmsyndrom zurückführen lassen und die umgehend von einem Arzt abgeklärt werden müssen. Zu diesen Symptomen zählen Blutabgang mit dem Stuhl, Gewichtsverlust und Fieber, zunehmende Beschwerden, kurze Dauer -> ! ALARMSYMPTOME !

Wie entsteht IBS?

Für die Entstehung scheinen verschiedene Mechanismen eine Rolle zu spielen. Der gesamte Verdauungskanal enthält viele feine Nervenäste, die die Muskulatur der Hohlorgane Magen und Darm kontrollieren ( Enterisches Nervensystem ENS / „Bauchhirn“). Bei IBS-Patienten ist dieses Nervensystem ungewöhnlich empfindlich / gestört, so dass Magen und Darm auf ganz normale Vorgänge wie die Passage von Gas oder Flüssigkeit überreagiert und der Betroffene Schmerzen wahrnimmt. Die Muskeln in den Wänden der Hohlorgane sorgen für regelmäßiges Zusammenziehen und Erschlaffen, was den Speisebrei weiterbefördert. Die Kontraktion dieser Muskeln kann bei IBS-Patienten krampfartig und anhaltend sein, ähnlich wie bei Krämpfen, die bei Sportlern in den Beinen auftreten. Dies kann nicht nur Schmerzen hervorrufen, sondern auch zu Verdauungsstörungen führen. Nicht selten nehmen IBS-Beschwerden in Stress- und Konfliktsituationen zu.

Ist IBS gefährlich?

Es ist gut zu wissen, dass IBS die Lebenserwartung nicht einschränkt und dass die Betroffenen nicht mit chronischen organischen Komplikationen rechnen müssen. Allerdings ist die Belastung durch IBS Patient zu Patient sehr unterschiedlich. In manchen Fällen sind die Beschwerden (zeitweise) so stark, dass die Leistungsfähigkeit der Betroffenen und damit auch die Lebensqualität deutlich eingeschränkt sind. Patienten sind häufiger krank – bis zu arbeitsunfähig.

Haben IBS-Patienten ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken?

Nein. Das Krebsrisiko ist bei Reizdarm-Patienten nicht höher als bei anderen Menschen. Vorsorgeuntersuchungen müssen deshalb bei Reizdarm-Patienten nicht häufiger durchgeführt werden als bei Gesunden.

Kann man IBS durch die Ernährung beeinflussen?

Ob und wie die Ernährung die Symptome verschlimmert, muss jeder Patient für sich persönlich herausfinden. Es gibt keine Ernährungsempfehlungen, die generell für alle gelten. Jedoch ist bekannt, dass sehr fettreiche Lebensmittel Symptome auslösen können. Dasselbe gilt für Nahrungsmittel, die Natriumglutamat enthalten. Bei einigen bessert sich die Magen- und/oder Darmstörung, wenn die Ernährung allmählich ballaststoffreicher gestaltet wird – andere vertragen ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse gerade nicht. Es ist sehr hilfreich, ein Ernährungstagebuch zu führen, in dem genau festgehalten wird, wann was und in welcher Menge gegessen und getrunken wurde und ob danach Beschwerden auftraten. So kann man individuellen Empfindlichkeiten auf die Spur kommen und unverträgliche Lebensmittel in Zukunft meiden.

Können Stress und seelische Belastungen IBS auslösen?

Angst, Konflikte und Stress sind zwar nicht die Ursache, sie können jedoch die Beschwerden verschlimmern. Der Verdauungstrakt von Reizdarm-Patienten reagiert auf äußere Stressfaktoren besonders sensibel. Umgekehrt lassen IBS-Symptome im Urlaub und in entspannten Situationen oft nach und nachts sind die Patienten in der Regel beschwerdefrei.

Zwischen dem emotionalen Befinden eines Menschen und seinen Verdauungsnerven besteht eine komplizierte Wechselwirkung. Krisensituationen wie eine bevorstehende schwierige Prüfung, Arbeitslosigkeit oder Tod eines Angehörigen schlagen den meisten Menschen „auf den Magen“ oder führen zu Durchfall oder Verstopfung. Noch sensibler reagieren Patienten mit einem IBS auf solche Belastungen: Ihre Beschwerden verschlimmern sich mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn sie Stress und seelischen Konfliktsituationen ausgesetzt sind.

Was kann man gegen Stress tun?

IBS-Patienten sollten genau überlegen, welche Faktoren in ihrem Leben für Stress sorgen und ob diese Stressquellen nicht wenigstens teilweise abgebaut werden können. Hilfreich kann es sein, eine Entspannungstechnik wie die Progressive Muskelentspannung oder Yoga zu erlernen. Es gibt auch Kassetten und CDs, die Entspannungsübungen vermitteln und damit zum Stressabbau beitragen. Günstig ist es auch, nach einem harten Arbeitstag mindestens eine halbe Stunde „abzuschalten“, sei es bei einem Spaziergang, mit Hilfe schöner Musik oder in einem Entspannungsbad.

Für eine bestimmte Gruppe von IBS-Patienten hat sich auch Psychotherapie als sinnvoll erwiesen. Günstig sind z. B. verhaltenstherapeutische Kombinationsverfahren oder eine psychoanalytische Kurzzeittherapie.