Krankheitsbilder

Die Abkürzung IBS stammt aus dem Amerikanischen – sie steht für Irritable Bowel Syndrome. Mit der Abkürzung werden alle nicht-organischen Beschwerden des Verdauungsapparates bezeichnet. Das Reizdarmsyndrom (RDS/IBS) gehört zu den funktionellen Syndromen des Gastrointestinaltraktes, zu denen nach dem ROM-Konsens unter anderem noch folgende Syndrome zählen: Ösophagusstörungen und funktionelle Dyspepsie/Reizmagen.

GERD-Syndrom

Die häufigsten Symptome dieser Erkrankung sind häufiges Sodbrennen (mehr als zweimal wöchentlich) und Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Die englischen Worte dafür sind: gaströsophageal reflux disease, woraus sich die Abkürzung GERD ergibt.

Von GERD ist vermutlich etwa ein Viertel der Bevölkerung betroffen. Risikofaktoren für eine Refluxerkrankung sind: Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht, Übergewicht, regelmässiger Alkoholkonsum und Rauchen. Bis zur Hälfte der GERD-Patienten leiden auch unter Symptomen außerhalb der Speiseröhre. Alle diese Symptome werden durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre (med. Ösophagus) verursacht, landläufig als „Sodbrennen“ bezeichnet. Dazu kommt es, wenn der Schließmuskel am Übergang von Magen und Ösophagus nicht vollständig schließt. Die eindringende Magensäure verursacht nicht nur brennende Schmerzen, sondern das Weichteilgewebe, das die Speiseröhre auskleidet, kann ebenfalls geschädigt werden. Bei etwa einem Drittel der Patienten mit GERD entwickeln sich Verletzungen und Entzündungen im Ösophagus, eine Erkrankung, die als Ösophagitis bekannt ist. Bei einer kleineren Gruppe von Erkrankten kann sich in der Folge ein Barrett-Ösophagus entwickeln, eine schwerwiegendere Komplikation, bei der sich die Auskleidung des Ösophagus verhärtet und verdickt. Es gibt Hinweise darauf, dass Patienten mit Barrett-Ösophagus ein höheres Risiko für die Entwicklung von Tumoren der Speiseröhre haben. Man weiß aus klinischen Studien, dass es immer eine gewisse Zeit braucht, bis sich drei der häufigeren Komplikationen von GERD – Beschwerden ausserhalb der Speiseröhre, Ösophagitis und Barrett-Ösophagus, bei Erwachsenen auftreten, die seit mehr als einem Jahr unter GERD-Symptomen gelitten haben. Weil „Sodbrennen“ als Bagatellerkrankung gilt, quälen sich viele Patienten länger als ein Jahr mit ihren Beschwerden herum, bis sie endlich einmal einen Arzt deswegen befragen. Dadurch wird das Komplikationsrisiko jedoch unnötig erhöht. Jeder, der unter regelmässigem Sodbrennen leidet, sollte sich untersuchen lassen.

Der Reizmagen/Funktionelle Dyspepsie

Der Reizmagen ist in den westlichen Industrieländern eine sehr häufige Erkrankung. Schätzungen zufolge leiden etwa 30% der deutschen Bevölkerung unter den typischen Symptomen, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Bei ca. 30-50% aller Patienten, die einen Arzt wegen Magenbeschwerden aufsuchen, wird die Diagnose Reizmagen gestellt.

Beim Reizmagen handelt es sich um eine häufige funktionelle Erkrankung des Magens, die mit Beschwerden wie Völlegefühl, Druck und Brennen im Oberbauch, Übelkeit oder Erbrechen einhergeht, ohne dass krankhafte Veränderungen des Magens nachgewiesen werden können. Der Begriff „funktionelle“ Störung bezeichnet also den Gegensatz zur „organischen“ Erkrankung. Die zu Grunde liegenden Ursachen sind bisher nicht eindeutig geklärt. Diskutiert werden Ernährungsgewohnheiten, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und psychische Belastungssituationen als Auslöser für die Erkrankung. Die Diagnosestellung erfolgt in erster Linie durch eine gründliche Befragung zur Vorgeschichte und den Symptomen des Patienten und eine eingehende körperliche Untersuchung. Um andere Erkrankungen des Magens auszuschließen, wird in der Regel eine Magenspiegelung (=Gastroskopie) durchgeführt. Die Behandlung des Reizmagens konzentriert sich in der Hauptsache auf die Linderung der Beschwerden durch eine Umstellung der Ernährung. Auch medikamentöse und psychotherapeutische Verfahren kommen zum Einsatz. Die Prognose des Reizmagens ist gut. Es besteht kein erhöhtes Risiko für die betroffenen Patienten, eine entzündliche oder bösartige Erkrankung des Magens zu entwickeln.

Die Ursachen, die zu dem typischen Beschwerdebild eines Reizmagens führen, sind bisher nicht eindeutig geklärt. Der früher angenommene Zusammenhang zwischen einer Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori und der Ausbildung eines Reizmagens konnte nicht bestätigt werden. Diskutiert werden zur Zeit vor allem Ernährungsgewohnheiten und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. So wird der Genuss von Kaffee, scharfen Gewürzen, Alkohol und fetthaltigen Lebensmitteln von den Patienten häufig als Auslöser für ihre Beschwerden angegeben. Auch Unverträglichkeiten gegen Milchprodukte, Ei und bestimmte Obstsorten können die Symptome eines Reizmagens hervorrufen. Darüber hinaus wird als möglicher Auslöser für Reizmagenbeschwerden eine gesteigerte motorische Aktivität des Magens vermutet, deren Ursachen jedoch nicht bekannt sind. Das verstärkte Zusammenziehen (=Kontraktion) der Muskulatur der Magenwand wird von den Patienten als schmerzhaft erlebt. Schwere Konfliktsituationen und psychische Störungen, z.B. Ängste oder Depressionen, können die Entwicklung eines Reizmagens begünstigen oder dessen Symptome verstärken. So führen seelische Anspannung, Unruhe oder verstärkte Ängste zu einer veränderten Motorik der Magenmuskulatur. Darüber hinaus zeigen die betroffenen Patienten häufig eine erhöhte Aufmerksamkeit für ihre körperlichen Prozesse und erleben ihre Beschwerden mit größerer Intensität.

Für viele der Betroffenen ist ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient über die Erkrankung und ihre möglichen Ursachen bereits eine große Beruhigung. Gibt es Hinweise darauf, dass die Beschwerden im Zusammenhang mit bestimmten Essgewohnheiten oder Nahrungsmitteln stehen, sollten diätetische Maßnahmen besprochen werden. So kann z.B. der Genuss von scharfen Gewürzen, Kaffee oder blähenden Speisen vorübergehend reduziert werden. In vielen Fällen beeinflusst regelmäßige Nahrungsaufnahme in kleineren Portionen die Erkrankung günstig. Eine spezielle allgemeingültige Diät ist für den Reizmagen jedoch nicht zu empfehlen, vielmehr sind die individullen Verträglichkeiten zu berücksichtigen. Das Erlernen von einfachen Entspannungsübungen wie dem autogenen Training oder einer geeigneten Meditationstechnik kann sehr hilfreich für die Patienten sein, um Konfliktsituationen besser zu bewältigen. Bei hartnäckigen Beschwerden und bei Vorliegen von psychischen Störungen sollte eine psychotherapeutische Behandlung wie z.B. eine Verhaltenstherapie, Hypnose oder psychoanalytische Verfahren in Erwägung gezogen werden.

Das Reizdarmsyndrom

Das Reizdarmsyndrom ist eine der häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes: Mindestens 10 bis 15 Prozent aller Erwachsenen leiden an dieser Erkrankung. Unter einem gereizten Darm versteht man eine gestörte Darmfunktion. Die Nervenendigungen im Darm sind ungewöhnlich empfindlich und reagieren schon auf kleinste Gas- bzw. Kotansammlungen, wodurch eine unangemessen starke Aktivität der Darmmuskulatur hervorgerufen wird. Das Ausmaß der Beschwerden ist sehr unterschiedlich und reicht in der Regel von Blähungen, Völlegefühl, Krämpfen und Übelkeit über Durchfälle und Verstopfung bis hin zu Bauchschmerzen. Als Ursache für das Reizdarmsyndrom kommen vor allem Streß und psychische Belastungen in Frage. Ganz wichtig: Das Reizdarmsyndrom wird nicht durch einen Infektionserreger übertragen und hat nichts mit der Milchzuckerunvertäglichkeit zu tun. Es gibt auch keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass das Reizdarmsyndrom in irgendeinem Zusammenhang mit bösartigen Erkrankungen steht oder deren Entstehung begünstigt.

Die Beurteilung durch den Arzt gestaltet sich aufgrund der Unterschiedlichkeit der Beschwerden häufig schwierig. Außerdem treten beim Reizdarmsyndrom keine organischen Veränderungen auf, so dass die Diagnose Reizdarm nur nach Ausschluss anderer Krankheiten, die mit ähnlichen Symptomen einhergehen, jedoch direkt nachweisbar sind, gestellt werden kann (Ausschlussdiagnostik). Die Therapie sollte sich nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten richten. Die Kombination verschiedener Maßnahmen ist oft wirksamer als jede Einzelmaßnahme. Ausreichend Ruhe, körperliche Bewegung und Entspannungsübungen können eine Hilfe beim Stressabbau sein. Oftmals führt eine Änderung der Lebensweise, im Beruf oder in persönlichen Beziehungen zu einer Verbesserung des Krankheitszustands. Bei RDS sollte vorsichtig mit Ballaststoffen umgegangen werden. Nur selten verbessern sie die Situation – können sie sogar verschlechtern.

Zu den ballaststoffreichen Lebensmitteln zählen Getreide- und Samenprodukte, Gemüsearten und besonders auch rohe Früchte. Darmfreundlich sind Sauermilchprodukte, Sauerkraut, milde Gewürz- und Teesorten. Fette und blähende Speisen, scharfe Gewürze, bestimmte Obstsorten wie Datteln, Bananen, Weintrauben und Rosinen, zu kalte oder zu heiße, kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol, Süßwaren, Delikatessen, und Weißmehlprodukte, vor allem, wenn sie frisch oder ungenügend ausgebacken sind, verursachen häufig Beschwerden.

Bewegungsübungen zur Aktivierung des Darmes wie Gymnastik, regelmäßig Spazieren gehen oder Radfahren sind von großer Bedeutung. Sehr effektiv ist auch die sogenannte Bauchmassage und warme Auflagen auf den Leib.